Am Donnerstag, 02.09.2021 haben vier Schülerinnen und Schüler der Lessing-Schule an der zentralen Eröffnungsfeier der Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ teilgenommen. Die Feierlichkeit fand in der Bürgerhalle der Bezirksregierung Münster am Domplatz statt.
Nach einer Begrüßung durch die Regierungspräsidentin Dorothee Feller, einer musikalischen Begleitung durch das Streichtrio „respondinmusic“ und einer Podiumsdiskussion, konnten die Gäste sich mit einem Gang durch die Ausstellung über die insgesamt 19 jüdischen Biografien informieren. Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster Schulen aus ganz Nordrhein-Westfalen stellten die einzelnen Personen vor und berichteten über ihre persönlichen Eindrücke.
Die Ausstellung konnte vom 07.06 bis zum 25.06.2021 in der Stadtteilbibliothek Langendreer besichtigt werden. Mehrere Klassen und Kurse der Lessing-Schule haben sich in diesem Zeitraum mit den jüdischen Biografien beschäftigt. Marta Komorowski und Max Altenbernd aus der EF haben sich intensiver mit der Biografie Erich Mendels auseinandergesetzt. Mendel war Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde in Bochum, er zeichnete sich durch seine hohe Musikalität aus. Nach dem Novemberpogrom wurde Mendel ins KZ Sachsenhausen deportiert. Dort zwang man ihn, schriftlich in seine baldige Ausreise aus Deutschland einzuwilligen. In England lernte er seine zukünftige Frau Martha kennen, zusammen wanderten sie 1941 in die USA aus. In einer Synagoge in Philadelphia wurde Mendel Musikdirektor und Lehrer, er starb 1988 nach schwerer Kranheit in Philadelphia. In Bochum ist ein Platz in der Innenstadt nach Erich Mendel benannt.
Mahsa Hashimi und Berivan Nayir aus der 8b beschäftigten sich mit der Biografie von Emmy Roth aus Hattingen. Sie war die jüngste Tochter der Kaufmannsfamilie Urias und wurde als eine der ersten Frauen in Deutschland Silberschmiedin. 1916 eröffnete sie ihre eigenen Werkstatt in Berlin und gestaltete Schmuck und Tafelsilber. Emmy Urias´ zweiter Ehemann, Dr. Max Roth, war Arzt und kämpfte für das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg. Er wurde im Krieg verletzt und starb 1918 an den Folgen. 1933 verlegte Emmy ihren Wohn- und Arbeitsort nach Paris und wanderte 1935 nach Palästina aus. 1937 zog sie erneut nach Europa, floh aber 1939 erneut nach Palästina, wo sie sich nach einer Krebsdiagnose, enttäuscht über den fehlenden kulturellen und künstlerischen Ausstausch und ohne Hoffnung auf Heilung, am 11. Juli 1942 das Leben nahm.
Für die beiden Schüler*innen aus der 8e war besonders beeindruckend, dass sie bei der Ausstellungseröffnung die Großnichte der Silberschmiedin Emmy Roth kennenlernen durften. Catherine Lecomte war für die Eröffnungsfeier aus Paris angereist, mit im Gepäck hatte sie ein paar Schmuckstücke, die von Emmy Roth entworfen und hergestellt worden waren. Mahsa hatte ihre persönlichen Eindrücke auf einem selbst gezeichneten Bild festgehalten, das sie den Besucherinnen und Besuchern gerne zeigte und erklärte. Frau Lecomte freute sich sehr über das Engagement der beiden Schülerinnen. „Es ist schön, jemanden mit leuchtenden Augen über Emmy sprechen zu sehen“, berichtete sie im Anschluss an den Rundgang der Ausstellung.
SHO